„Ziehst im Nebelflor daher, such ich dich im Wolkenmeer“ – diese Worte berühren mich jedesmal, wenn ich sie höre oder singe. Sie stehen in der dritten Strophe der Schweizer Nationalhymn (KG 563) und erinnern mich an eine persönliche Gottesbegegnung in meiner Jugendzeit. Während einer ausgelassenen Geburtstagsparty verliess ich die Alphütte, um frische Luft zu schnappen; und dann überwältigte mich ein grandioser Ausblick auf das Nebelmeer: Alles war verschwunden, nur die Kuppen der umliegenden Berge strahlten wie kleine Inseln im Licht der Abendsonne. Der Wind erfrischte sanft mein Gesicht, und ich spürte Demut, Geborgenheit, Glück, Faszination und grosse Dankbarkeit. Damals war ich gewiss: Gott ist da, und ich schöpfte Kraft und Hoffnung für meine Zukunft. So wie mein Staunen im Nebelmeer damals fühlt sich – seit ich in der Schweiz bin - für mich der eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag an: Dankbar sein für die wunderbare Schönheit der Natur, für die Vielfalt des Lebens und für alle Menschen, die mit mir verbunden sind, die eigene Unzulänglichkeit eingestehen (Busse) und sich selbst nicht so wichtig nehmen, und alles in Gottes Hand legen und ihm mein Leben anvertrauen.
Dieses heilige Jahr 2025 steht unter dem Thema: Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung; am 14. September geht unser Pastoralraum den Weg dieser Hoffnung, wenn wir ins Kloster Fischingen pilgern.
Danken, Büssen und Beten sind Zeichen der Hoffnung: es gibt auch heute noch so vieles, für das wir nur „Danke!“ sagen können, und das lässt uns darauf hoffen, dass wir auch morgen Grund zum Danken haben. Es besteht die Hoffnung, dass sich die Menschheit besinnt, umkehrt und den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit geht, ja vielleicht besteht die Hoffnung, dass selbst ich umkehre. Und immer, wenn Menschen beten, wird die Hoffnung lebendig, dass Gott uns durchs Leben begleitet.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Nähe hin und wieder spüren und lade Sie ganz herzlich zum Mitfeiern unserer Bettagsgottesdienste ein!
Robert Weinbuch