Am 15. August feiern wir jewweils das Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel. Die Ursprünge des Festes und der Glaubenslehre, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, reichen bis ins 7. Jahrhundert zurück. Dennoch ist es ein recht neues Hochfest, denn erst 1950 verkündete Papst Pius XII. das Dogma „von der ganzmenschlichen Aufnahme Mariens in den Himmel.“ Nach einer Legende öffneten die Jünger das Grab der Maria und fanden anstelle einer Leiche fein duftende Blumen und Kräuter. Darauf geht der Brauch der Kräuterweihe zurück, der auch heute noch in unserem Pastoralraum gepflegt wird. An manchen Orten werden genau sieben verschiedene Kräuter verwendet, in Anspielung an die sieben Sakramente oder an die sieben Schmerzen Mariens – dem Patrozinium der Wallfahrtskirche Klingenzell. Die Kräutersträusse galten früher als Schutz gegen Krankheiten, Gewitter, Blitzschlag und Unheil; heute erinnern die Blumen und Heilkräuter daran, dass Gott Heil, Freude und Liebe schenkt.
Ich mag das Fest Maria Himmelfahrt. Es wertet den menschlichen Leib auf; dazu passt auch das Jahr der Verkündigung des Dogmas. 1950 waren die Schrecken des 2. Weltkriegs in Europa noch sehr präsent: Millionen von Toten, zerfetzte Leiber, Krüppel und Invalide, Gaskammern und sinnlose Morde. In einer Welt, wo der menschliche Leib nichts mehr wert war, erklärt der Papst am Beispiel Marias, wie kostbar auch das körperliche Leben des Menschen ist („ganzmenschlich“), und dass es einen Platz bei Gott – im Himmel – hat. Am Tag vor Maria Himmelfahrt wird der Gedenktag des heiligen P. Maximilian Kolbe begangen. Er ging freiwillig anstelle eines Familienvaters in den Tod, auf den das Los einer Strafaktion gefallen war, weil wegen der Flucht eines Häftlings zehn Gefangene sterben sollten. Kolbe starb am 14. August 1941 im Konzentrationslager Auschwitz im Hungerbunker.
Das Fest Maria Himmelfahrt erinnert uns daran, dass wir trotz Auschwitz und der vielen Schrecken unserer Tage von Gottes Liebe über den Tod hinaus getragen sind und für ein Leben in Fülle bestimmt sind.
Robert Weinbuch