Vor einiger Zeit erzählte ich in einem Gottesdienst vor den Ferien folgende Geschichte:

Ein Forscher durchstreift mit einem jungen Einheimischen die Wüste. Bei Sonnenuntergang kniet dieser nieder und betet. „Hast du Gott jemals gesehen?“ fragt der Forscher. – „Nein.“ – „Dann bist du ein Narr, wenn du betest.“

Am anderen Morgen sagt der Wissenschaftler: „Heute Nacht war ganz nahe bei unserem Zelt ein Kamel.“ – „Haben Sie es gesehen?“ – „Nein“. – „Komisch, Sie glauben daran, dass das Kamel hier war, ohne es gesehen zu haben?“ – Der Forscher verteidigt sich: „Aber man sieht doch hier überall die Fussspuren des Kamels.“

Da geht wunderbar die Sonne auf. Der gläubige Mann zeigt auf die Pracht des Lichtes und der Farben und sagt: „Hier – die Sonne, die Palmen, die Sanddünen, das Leben hier in der Wüste - die Spuren Gottes!“

In den fünf Tagen, bevor ich diese Zeilen schrieb, begegnete ich Gottes Spuren: Der See, das glitzernde Wasser, die grünen Wiesen, einen Haubentaucher beim Schwimmen – ganz nahe, ein starker Wind, so dass es Wellen gab wie am Meer, ein bunter Schmetterling, ein kleines Gänseblümchen – Wunder über Wunder, Gottes Spuren.

Eine ganz besondere Spur hat Gott in Jesus Christus hinterlassen: Blinde sehen wieder, Lahme gehen und Kranke werden gesund. Die Menschen schöpfen neue Hoffnung, seine Worte und Taten schenken Licht und Leben, seine Liebe ist stärker als der Tod. Jesus Christus ist die wichtigste Spur Gottes auf Erden.

Jeder Mensch kann zu einer Spur Gottes werden. Wenn Menschen einander helfen, hinterlässt Gott einen Fussabdruck, wenn sie Frieden schliessen, sich versöhnen, miteinander feiern und fröhlich sind, wenn sie trösten und sich Mut machen, wenn sie zuhören und einander verstehen, wenn sie ein Wort der Hoffnung schenken – das alles sind Fussabdrücke der Liebe Gottes auf der Erde.

Ja, Sie sind ein Fussabdruck Gottes auf der Erde, Sie sind ein Zeichen seiner Liebe.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie viele schöne Gottesspuren entdecken, und einen wunderschönen Sommer!

 Robert Weinbuch