Kennen Sie Ihren ökologischen Fussabdruck? Mit ihm wird der Verbrauch von natürlichen Ressourcen pro Kopf gemessen. Der Ölkonzern BP (früher: British Petroleum) hat ihn erfunden: BP präsentierte 2004 einen CO2-Rechner, mit dem man das persönlich „ausgestossene“ Kohlendioxid berechnen kann. Geschickt lenkte BP mit dieser Werbekampagne die Aufmerksamkeit von der massiven CO2-Emission der Industrie auf die einzelnen Menschen um. Trotzdem habe ich vor kurzem meinen ökologischen Fussabdruck berechnet, und zwar mit unterschiedlichen Fussabdruckrechnern. Die Auswertung auf ökologisch orientierten Websites war sehr vernichtend: mein Lebensstil trägt wesentlich zur Klimaerwärmung bei, und mein ökologischer Fussabdruck befindet sich im tiefroten Bereich. Auf der Homepage eines Energieversorgers www.ewl-luzern.ch (ewl – Energie – Wasser – Luzern) bekam ich folgendes Lob: „Super! Mit Ihrem Konsumverhalten liegen sie unter dem Schweizer Durchschnitt. Lassen Sie sich von unseren Tipps inspirieren und machen Sie gemeinsam mit uns einen weiteren Schritt Richtung nachhaltige und ökologische Zukunft.“ Das hat mich jedoch nicht wesentlich beruhigt, das schlechte Gewissen blieb. Denn auch ewl weist mich darauf hin: „Würde die gesamte Weltbevölkerung so leben wie Sie, bräuchten wir 2.34 Planeten.“ Die Fragen um das Thema Klimagerechtigkeit sind so komplex, einfache Lösungen greifen nicht. Individuelle Taten für den Klimaschutz sind wichtig. Doch selbst grosse Veränderungen, um den eigenen ökologischen Fussabdruck zu verkleinern, reichen langfristig nicht aus. Wir verbrauchen weit mehr Ressourcen, als der Planet Erde zur Verfügung stellt. Dies ist frustrierend und entmutigend.
Und dann habe ich in den diesjährigen Unterlagen der Fastenzeit das Konzept des Handabdrucks entdeckt. Er ändert die Perspektive. Weg vom Verbrauch, hin zu den Potentialen der Ressourcen. Weg von wirklichkeitsfernen Utopien, hin zum Mach- und Erreichbaren, weg von der Frage „Auf was muss ich alles verzichten?“ hin zu der Frage „Was können wir gemeinsam erreichen?“ Das Ziel ist gemeinsamer Erfolg statt einsame Frustration. Der Handabdruck (www.handabdruck.eu) lädt dazu ein, bestehende Initiativen und Projekte in der Umgebung zu entdecken und wertzuschätzen, was alles bereits gemacht wird. Ich finde diesen Ansatz sehr spannend und motivierend.
Manche sagen, das ist grüne Politik, da sollte sich die Kirche raus halten. Aber „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“ (Gaudium et spes, 2. Vatikanum), und der Schutz der Natur, die Sorge um die Schöpfung, die Gott den Menschen anvertraut hat, gehört zu unserem christlichen Grundauftrag. Beten allein reicht nicht.
Robert Weinbuch