Mein Liturgisches Gewand war in der vorletzten Woche ziemlich verknittert und verbeult, obwohl es frisch gewaschen und frisch gebügelt war. Ich war fast täglich damit unterwegs und hatte es aus Bequemlichkeit nicht jedes Mal fein säuberlich in der Wohnung aufgehängt sondern im Auto gelassen. In den Gottesdiensten, die ich damit gefeiert habe, ist es jedoch kaum jemandem aufgefallen, dass mein Gewand verbeult war, aber mir. Ich habe mich an die „verbeulte Kirche“ des verstorbenen Papstes Franziskus erinnert: „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein…“ (Evangelium Gaudii 49). Und dann habe ich mir überlegt, was der verstorbene Papst aus meiner Sicht weiter Grossartiges geleistet hat; da sind mir zwei Dinge eingefallen: seine zweite Enzyklika „Laudato si“, in der er die Umweltthematik – oder besser: Umweltproblematik – mit der sozialen Frage verknüpft und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie plädiert; und dann vor allem sein grosses Ohr. Ein Papst, eine Kirche, die zuhört – das war für mich neu. Papst Franziskus wollte eine synodale Kirche, in der Menschen miteinander sprechen und aufeinander hören. 

Wie mein verbeultes Gewand wurde Papst Franziskus nicht von allen wahrgenommen. Die von ihm angestossene synodale Weiterentwicklung der Kirche wird auch von unserem neuen Papst Leo weiterverfolgt, wie er bereits mehrmals erklärt hat. In unserem Bistum Basel wird der Weg mit dem pastoralen Entwicklungsplan (PEP) und „PEP to go“ beschritten, in der Landeskirche Thurgau mit „Dual kongruent“, und in unserem Pastoralraum in unserem Pastoralkonzept (auf unser Homepage unter „Porträt“ demnächst zu finden). Ich freue mich auf ein begeistertes, frohmachendes und lebensbejahendes weiteres Unterwegssein als pilgernde Kirche der Hoffnung. Gehen Sie mit!

 Robert Weinbuch